Skiurlaub in Südtirol ist auch für Gäste aus Deutschland kein Geheimtipp mehr. Die etwas längere Anfahrt nehmen viele in Kauf, um sich an den sensationellen Pisten mit Ausblicken auf die schroffen Berge der Dolomiten zu erfreuen, die Kulinarik Italiens auf den Berghütten zu genießen oder die Chancen auf viel Sonne auf der Südseite der Alpen zu erhöhen. Wir haben uns auf den Weg gemacht und gefragt: Was bieten die Südtiroler Skigebiete, das man in Bayern, in Tirol oder in der Schweiz nicht findet?
Wir nehmen euch mit in das Skigebiet 3 Zinnen Dolomiten mit seinen fünf Skibergen und vielfältigen Talorten wie Sexten, Vierschach und Innichen. Folgt uns und erfahrt mehr über den Skiurlaub im Angesicht von Dreischusterspitze, Neuner, Zehner, Elfer, Haunold und Birkenkofel!
Während in Tirol oder den Bayerischen Alpen nur noch ganz selten Skigebiete wirklich erweitert und vergrößert werden, hat man in der Dolomitenregion 3 Zinnen das Skigebiet im vergangenen Jahrzehnt deutlich vergrößert. Aus zwei Skibergen wurden fünf, weitere Anlagen sind geplant – sogar eine Verbindung ins Skizentrum Sillian nach Tirol. Ob diese allerdings tatsächlich wie geplant umgesetzt wird? Das ist alles andere als sicher, denn insbesondere auf Tiroler Seite regt sich Widerstand und die Genehmigungsverfahren dauern bereits mehrere Jahre. Nichtsdestotrotz, auch vor der Saison 2024/25 wurde im Skigebiet 3 Zinnen Dolomiten kräftig investiert: Pünktlich zum Start des Winters eröffnete man die hochmoderne 6er-Sesselbahn „Porzen“ am Skiberg Rotwand, welche gemeinsam mit der erweiterten Piste die Bergstation „Signaue“ mit der Talstation „Porzen“ verbindet.
Mittlerweile finden sich hier an den fünf Skibergen Helm, Stiergarten, Rotwand, Kreuzberg und Val Comelico 115 verbundene Pistenkilometer, die wir Ende Januar 2025 fast komplett abfahren konnten - trotz oft dichter Bewölkung erlebten wir zwei erstklassige Skitage in den wunderschönen Dolomiten!
Wir starteten am Croda Rossa (Rotwand), entspannt von der Talstation hinter Sexten-Moos am Eingang des Fischleintals, einem Seitental des Sextentals. Von der Bergstation hat man mehrere Optionen, kann sich unter anderem direkt auf die steilste Piste Italiens (Holzriese) begeben, die ein Gefälle von 72 Grad aufweist. Oder man wählt wie wir den Weg zum neuen Porzen-Lift und carvt auf sehr breiten und flachen Pisten entspannt zum hochmodernen 6er-Sessellift der Firma LEITNER. Was sofort auffällt: Trotz sehr dürftiger Schneelage mit kaum mehr als 30-40 Zentimeter Schneehöhe sind die Pisten herausragend präpariert und fast den ganzen Tag herrlich fest - ohne Buckel, ohne Eisplatte, ohne harschige und zu sulzige Stellen. Wirklich beeindruckend, was das Pistenteam hier auf die Beine gestellt hat!
Und so ist der Fahrspaß groß, auch auf der Holzriese-Piste, die wir noch früh am Morgen bei perfekten Bedingungen unter die Lupe nehmen. Oben noch recht flach, wird die Abfahrt vor allem nach einer Kuppe im Mittelteil sehr knackig - dank der griffigen Unterlage lassen sich aber zum Glück sportliche Kurzschwünge in die Piste fräsen, so dass uns die Holzriese nicht vor unlösbare Probleme stellt. Dennoch: Wer sich auf schwarzen Pisten nicht wirklich wohl fühlt, der sollte lieber einen Bogen um die Piste 3b machen. Das geht natürlich: Die Talabfahrt 3 führt ebenso wie die Holzriese-Abfahrt zur Talstation der Gondelbahn Bad Moos-Rotwandwiesen.
Nach einigen Abfahrten zum Porzen beschließen wir, den Weg zum nächsten Berg anzutreten. Die lange Abfahrt Nr. 10 bringt uns zur Talstation der Signaue-Bahn, gegenüber startet die Kabinenbahn Drei Zinnen (Tre Cime) zum Berg Stiergarten. Aber zuvor empfiehlt sich ein Abstecher in den Hennstoll, entweder auf einen herrlich leckeren Kaffee auf der Terrasse oder zur Mittagsstunde (bitte am Tag vorher reservieren!) in den urigen Stuben. Der Hennstoll zählt zu den besten und beliebtesten Restaurants im Skigebiet. Die Karte ist vielfältig, besonders empfohlen werden die edlen Fleisch- und Grillspezialitäten. Da wir aber noch deutlich vor dem Mittag hier vorbeikommen, bleibt es zunächst bei einem Blick auf die gemütliche Terrasse und wir erkunden weiter das Skigebiet. Und auch wenn dichte Wolken die Sicht auf die Dolomiten oft versperren, so erhaschen wir doch von der Stiergarten-Bergstation (2.100 m) einen Blick auf den Namensgeber der Skiregion: die Drei Zinnen! Der sensationelle Aussichtspunkt lädt zum Verweilen ein, vor allem natürlich, wenn die Südtiroler Sonne scheint, was uns leider nur kurz gegönnt wird. Egal, wir sind ja auch zum Skifahren hier.
Und so genießen wir die breiten Pisten Nr. 41 (rot) und die Nr. 40 (schwarz), zwei tolle Abfahrten am Stiergarten, machen uns aber bald wieder auf den Weg zurück zur Rotwand. Über die Signaue-Gondelbahn und die Rotwandbahn landen wir bei der Rudi Hütte, hier wollen wir Pause machen. Mit etwas Glück ergattern wir einen Tisch auf der Terrasse, die Hütte selbst ist bis zum letzten Tisch besetzt. Wie in vielen italienischen Bergrestaurants sollte man hier am besten einen Tisch vorab reservieren. Tut man das nicht, heißt es den meisten Lokalen: In die Schlange stellen und warten, bis man einen Platz zugewiesen bekommt. Für Deutsche oder Österreicher ist das etwas befremdlich, quetschen wir uns doch bei Bedarf und mit dem "Go" des Tischinhabers gerne auch bei Fremden dazu. Naja, andere Länder, andere Sitten. Zusammen mit einem Pärchen aus München und Toblach frieren wir etwas auf der Terrasse, erfreuen uns aber an den leckeren Speisen aus der Küche der Rifugio Rudi: Rindsgulasch mit Knödeln, leckere Suppen und selbstgebackene Kuchen wärmen uns von Innen, der Service ist auf Zack und beeindruckend freundlich, trotz des Tohuwabohus von kommenden und gehenden Skifahrern. Ein vorzüglicher doppelter Espresso (schlechten Kaffee sucht man in Südtirol zum Glück vergebens!), dann brechen wir schnell wieder auf in Richtung Val Comelico.
Von der Bergstation des Porzen-Sessellifts biegen wir ein auf den Skiweg Nr. 1 und cruisen im entspanntesten aller Modi in rund 15-20 Minuten bis zum Kreuzbergpass (1.640 m), der Zwischenstation auf dem Weg nach Padola. Hier gönnen wir uns eine Abfahrt auf der Marc Girardelli-Piste, benannt nach dem vierfachen Ski-Weltmeister, der hier regelmäßig trainierte. Von der Bergstation der beiden Schlepplifte am Kreuzbergpass biegt man nun nach rechts ab und folgt dem Skiweg weiter durch tiefe Wälder in Richtung Südosten bis ins Valgrande. Hier endet die Piste an einem Buswendeplatz, an dem in regelmäßigen Abständen ein Skibus die Wintersportler aufsammelt und in wenigen Minuten bis nach Padola bringt. Die Ski Area Val Comelico ist mit einem 4er-Sessellift und einem Schlepplift eher klein, den Abstecher sollte man sich dennoch nicht entgehen lassen. Padola gehört zur Provinz Belluno (Venetien), tatsächlich befindet man sich jetzt also nicht mehr in Südtirol, sondern hat beinahe unbemerkt die Region gewechselt.
Natürlich treten auch wir die Bergfahrt mit dem Sessellift an, lassen die Berghütte Col d'la Tenda (renoviert, spektakulärer Ausblick, soll sehr leckeres Essen servieren) links liegen und geben noch einmal Vollgas in Richtung Tal, um den Bus zurück nach Südtirol nicht zu verpassen. Ein langer Skitag geht mit der 20-minütigen Busfahrt fast zu Ende, denn einmal fahren wir noch mit der Signaue-Kabinenbahn hinauf, um am Ende zurück zur Talstation Rotwand zu kommen.
Tag zwei, bevor wir uns am Nachmittag schon wieder in ein anderes Skigebiet aufmachen, startet mit einem Erlebnis der Extraklasse: Nachdem wir zunächst 20 Minuten an der Talstation warten müssen, bis der Rodelverleih öffnet (wer richtig lesen kann, ist meist im Vorteil), schnappen wir uns für 12 Euro Leihgebühr pro Schlitten die Sportgeräte und wagen uns nach der Bergfahrt auf die 4,5 Kilometer lange Strecke gen Tal. Auf der frisch präparierten Naturrodelbahn geht es schnell zur Sache, eine Kurve jagt die nächste, unterbrochen von langen Passagen, auf denen man richtig Tempo aufnimmt. Die Schlitten liegen in den Kurven, Schnee spritzt ins Gesicht - es ist ein großer Spaß und wir können einen Ausflug zur Rotwand-Rodelbahn absolut empfehlen.
Für uns geht es im Anschluss nach kurzer Autofahrt auf den Parkplatz des Helmjet in Sexten. Skigäste parken hier kostenlos, die kuppelbare Premium 10er Kabinenbahn bringt einen im Nu auf den Helm (Monte Elmo). Der Berg ist mit zahlreichen leichten und mittelschweren Pisten erschlossen, auch zwei schwarze Pisten gibt es zu entdecken. Unser Highlight: Die lange Piste Nr. 13 bis hinunter nach Vierschach, die wunderbar angelegt ist, viele Geländekuppe bietet, abgelegen durch bewaldetes Gebiet führt und einfach toll zu fahren ist. Beeindruckend ist auch die Liftfahrt mit dem modernen Hasenköpfl-Sessellift – einem der wenigen Sessellifte im Skigebiet, dass ansonsten vornehmlich von Kabinenbahnen erschlossen ist. Der Hasenköpfl bringt euch auf 2.225 Meter Höhe und damit den höchsten Punkt des Skigebietes. Auch wir lassen hier nochmal den Blick schweifen und die Drohne fliegen (siehe Video oben), bevor wir uns auf die Talabfahrt Richtung Sexten schwingen. Auf halbem Weg entdecken wir rechts neben der Piste die Helmhanghütte und nutzen die Gelegenheit, hier einige der hausgemachten Köstlichkeiten zu versuchen: Speck, Knödel, Kuchen, Steinpilze und Pfifferlinge mit Beilage, Brennesselknödel mit brauner Butter und Salat, Hauswurst mit Sauerkraut und Röstkartoffeln sind nur einige der Gerichte auf der Karte, die Terrasse bietet einen tollen Ausblick auf die Sextner Sonnenuhr. Ein mehr als gelungener Abschluss unseres Besuchs in einem der schönsten Skigebiete der Dolomiten!
Unser Fazit: Die Skiregion 3 Zinnen Dolomiten eignet sich nicht nur für Familien und Genussliebhaber, sondern vor allem auch für Fortgeschrittene, Vielfahrer und Carving-Fans. Breite und vor allem lange Pisten bestimmen das Bild, viele sind mittelschwer und bieten genug Gefälle, um es "richtig laufen zu lassen". Die zahlreichen Gondelfahrten sind sehr komfortabel und man kann zwischendurch etwas durchschnaufen, allerdings muss man auch ziemlich häufig die Ski aus und wieder anziehen – die einen werden es als Vorteil werten, die anderen als Nachteil. Die Kulisse ist spektakulär, die Pisten top präpariert und sehr gut ausgeschildert, das Angebot auf den Hütten nicht mit den SB-Restaurants in vielen Tiroler Skigebieten vergleichbar. Wer also die etwas längere Anfahrt hierher nicht scheut, der wird definitiv nicht enttäuscht werden!
Wir sprachen während unseres Besuchs im Skigebiet 3 Zinnen Dolomiten kurz mit Vera Schmied, Marketing-Chefin der Skiregion, über die Highlights des Südtiroler Skigebietes und ihre Tipps für den Besuch.