Skifahren im Hochsommer mitten in Deutschland? Das ist seit 2001 möglich, als die erste deutsche Skihalle in Neuss ihre Pisten zur Abfahrt öffnete. Die erste Skihalle weltweit gab es jedoch schon viel früher – bereits 1927 war Indoor-Skiing im Schneepalast in Wien möglich. Damals wurde der Kunstschnee aus Soda erzeugt. Heute sind die Kunstschnee- und Kühlanlagen natürlich viel ausgereifter und es wurden weltweit bereits Milliarden in den Bau von Skihallen investiert.
Zehntausende Menschen nutzen Skihallen, um ohne lange Anreise und zu jeder Jahreszeit dem Wintersport betreiben zu können. Dabei sind Skihallen natürlich nicht mit der Weite der Berge zu vergleichen, eignen sich jedoch gut für einen Tages- oder Wochenendtrip, um die ersten Versuche auf den Brettern zu machen, die Ski- und Snowboardskills vor dem Winterurlaub wieder aufzufrischen oder einfach ein bisschen winterliches Flair zu schnuppern.
Sogar Profisportler nutzen die Einrichtungen, um außerhalb der Saison nicht aus der Übung zu kommen. Und neben der normalen Pistenabfahrt bieten die meisten Skihallen mit Rodelbahnen und Funparks auch Kindern und Freestylern pures Schneevergnügen. Abseits der Pisten haben sich viele Skihallen mittlerweile zu regelrechten Freizeitparks entwickelt.
Doch welche Freizeitangebote bieten Skihallen neben dem Wintersport, welche deutschen Skihallen sind für wen geeignet und was passiert eigentlich hinter den Kulissen der Skihallen, um 365 Tage im Jahr künstlich Winter zu erzeugen?
Die Pisten der Skihallen sind meist in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt, in denen alle Skifahrer auf ihre Kosten kommen. Neben der normalen Abfahrt gibt es oft eine Rodelbahn, auf der man mit Schlitten, Zipfelbobs oder Reifen herab sausen kann. Und Freestyler kommen in den Funparks der Hallen zu ihrem Vergnügen. Diese sind oft nicht groß, haben aber ein regelmäßig wechselndes Setup aus Rails, Boxen und Kickern.
In allen deutschen Skihallen findet man eine Ski- und Snowboardschule. Hier gibt es Kurse für alle Erfahrungslevels. Selbstverständlich kann man sich ebenso in allen Skihallen das Material ausleihen. Einige der Skiverleihe bieten auch einen Reparaturservice an. Außerdem gehört ein Sportshop zur Standardausstattung.
Abseits der Pisten bieten viele Skihallen ein tolles Angebot für Freunde des Outdoor- und Funsports: Dieses reicht von Hochseilgärten und Kletterwänden über Paintball-Anlagen und Kartbahnen bis hin zu Wasserski-Möglichkeiten.
Die meisten Skihallen warten regelmäßig mit tollen Events auf, wie Kinder- und Familienfesten oder Themenpartys, zum Beispiel den Oktoberfesten im Alpincenter Bottrop und dem Alpenpark Neuss. Darüber hinaus können in den Skihallen oft auch Räumlichkeiten für private Feiern oder Tagungen gemietet werden.
Wer nach dem Skihallenbesuch nicht mehr nach Hause fahren möchte, kann die Übernachtungsmöglichkeiten in den oft an die Skihallen angegliederten Hotels und Ferienwohnungen wahrnehmen.
Die meisten Skihallen sind im Hüttenstil eingerichtet und haben eine große Auswahl verschiedener Selbstbedienungs- und A-la-Carte-Restaurants, die oft alpenländische Genüsse anbieten. Viele warten auch mit sehr schönen Biergärten auf.
Damit nicht genug, hat sich das Après-Ski-Angebot vieler Skihallen zu einem wahren Publikumsmagneten entwickelt, der auch Nicht-Skifahrer anlockt. So kann vielerorts bis spät in die Nacht in den Diskotheken, Lounges und Bars der Skihallen gefeiert werden.
Ein besonderer Clou: Wer sich den Winter nach Hause holen möchte, kann sich von vielen Skihallen den Schnee liefern lassen.
Allerdings machen die steigenden Energiepreise und der Ruf nach Nachhaltigkeit auch vor den Skihallen nicht Halt: Während die Skihalle Snowtropolis erstmal geschlossen bleibt, wird der Alpenpark Neuss klimaneutral.
Die Skihalle im Alpenpark Neuss war zwar die erste Skihalle in Deutschland, ist aber dennoch modern und gepflegt. Die Hauptpiste hat eine Länge von 300 m und weist ein Gefälle von 10 bis 28% auf, außerdem gibt es eine 100 m lange Anfängerpiste. Nach der Abfahrt befördern einen zwei Schlepplifte oder ein Indoor-Sessellift wieder nach oben. Für Spaß sorgen die Rodelbahnen. Gastronomisch hat die Skihalle mit vier Restaurants (A-la-Carte und SB) und einem Biergarten einiges zu bieten. Auch das Après-Ski-Angebot am Wochenende in mehreren Party-Bereichen ist hier zu nennen. Außerdem findet man einen großen Kletterpark, eine Almgolf- und FunFußball-Anlage und das angegliederte Hotel Fire & Ice mit Wellnessbereich mit Pistenblick.
Der 2006 erbaute Snow Dome Bispingen ist eine sehr moderne und schöne Anlage. Die Piste ist 300 m lang und ganze 60 m breit und hat ein Gefälle von 9 bis 20%. Außer der Hauptabfahrt gibt es einen Anfängerhügel mit Zauberteppich und einen Funpark für Freestyler. Die Beförderung der Sportler übernehmen ein Tellerlift und ein 6er-Sessellift. Außerdem gibt es eine 300 m lange Rodelstrecke. Gegessen wird im alpenländischen Stil im Hofbräu Wirtshaus Bispingen. Vor den Toren des Snow Domes kann man im Resort Hotel Bispingen übernachten. Die Anlage besteht aus authentischen Holzblockhäusern für bis zu sechs Personen. An die Skihalle ist ein großer Outdoorbereich angegliedert. Dazu gehören ein Biergarten, ein Spielplatz und Felder zum Basketball und Beachvolleyball spielen, außerdem gibt es Modellbauwelten.
Das Alpincenter Bottrop wurde 2001 eröffnet und hat mit 640 m die längste Skihallen-Piste der Welt. Diese hat ein Gefälle von bis zu 24%. Skibetrieb findet hier allerdings im Sommer nicht statt: Die Skihalle hat vom 1. Mai bis 29. September geschlossen. Dann gibt es hier auch einen Funpark und einen Anfängerhang mit Seillift, ganz nach oben geht’s mit Förderbändern. In der Nähe kann man in einem Van der Valk Hotel übernachten. Neben dem Wintersport hat die Halle einiges an Funsport zu bieten: einen Hochseilgarten mit zehn Stationen, eine 1.000 m lange Sommerrodelbahn sowie die modernste Indoor-Paintball-Anlage in Deutschland und Indoor-Skydiving, bei dem man frei in einem starken Luftstrom fliegt. Außerdem öffnet im Sommer der höchste Biergarten des Ruhrgebiets seine Pforten.
Die Piste des Alpincenter Wittenburg ist 330 m lang und 80 Meter breit. Sie ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt und weist neben einem Übungshang und einer blauen Piste, eine rote Piste mit bis zu 31 % Gefälle auf. Außerdem gibt es hier die Möglichkeit zum Snowtubing und Eisstockschießen. Die Wintersportler werden hier mit Förderbändern, Schleppliften und einen Sessellift zu den Pisten befördert. Hier hat man die Wahl zwischen verschiedenen Restaurants (A-la-Carte und SB). Zum Après-Ski gibt es einen Partybereich. Übernachtungsmöglichkeiten bestehen im angeschlossenen Van Der Valk Hotel. Neben dem Wintersportangebot findet man hier einen Indoor-Spielplatz in Tonis Abenteuerwelt und eine Bowling-Lounge mit Pistenblick. Outdoor warten eine Kartbahn, ein Beachvolleyballfeld und ein Abenteuerspielplatz.
Die Lotto Thüringen Skisport-Halle in Oberhof nimmt als reine Sporteinrichtung für Langlauf und Biathlon eine Sonderstellung in unserem Skihallen-Vergleich ein. Die Langlaufstrecke hat eine Länge von fast 2 km und überwindet Anstiege und Abfahrten von bis zu 12 %. Hier trainieren viele Leistungssportler. Ein Restaurant sorgt für die Bewirtung. Darüber hinaus findet man hier noch eine angegliederte Schießhalle zum Biathlontraining. Hier werden auch Schnupperkurse im Biathlon angeboten. Wer lieber beim Training der Profis zuschauen möchte: Es gibt einen Besucherbalkon, der täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat (Mittwoch und Donnerstag bis 17 Uhr).
Weltweit sind die Niederländer und Engländer ähnlich wintersportbegeistert wie die Deutschen. Alleine in den verhältnismäßig kleinen Niederlanden gibt es sieben Skihallen.
Die wohl beeindruckendste Skihalle der Welt liegt in Dubai. Die Fläche des Ski Dubai beträgt über 22.000 m². Hier befinden sich fünf Abfahrten verschiedener Schwierigkeitsstufen. Die längste davon ist 400 m lang. Neben dem größten Indoor-Funpark der Welt findet man in der Halle außerdem Attraktionen wie die Begegnung mit Pinguinen. Da die Skihalle Teil des Einkaufszentrums der Superlative "Mall of Emirates" ist, stehen den Besuchern etliche weitere Indoorsport-Möglichkeiten zur Verfügung.
Skihallen sind geschlossene Räume, in denen eine Pistenabfahrt wie in den Bergen auf Kunstschnee ermöglicht werden soll. Sie sind dementsprechend sehr lange und schlauchartige Gebäude, deren Boden ein Gefälle aufweist. Dazu werden sie auf hügeligem Gelände erbaut oder es wird durch die Errichtung der Hallen auf riesigen Stahlkonstruktionen künstlich ein Gefälle geschaffen. Man findet Skihallen-Pisten von etwa 100 bis zu 600 Metern Länge und einem Gefälle von 10 bis zu 30 Prozent.
Um das Skifahren unabhängig vom Wetter zu ermöglichen, sind leistungsstarke Kälte- und Beschneiungsanlagen notwendig. In Skihallen herrscht während der Öffnungszeiten eine Lufttemperatur von -1 bis -4 Grad. Während der Produktion des Kunstschnees kann die Temperatur auch weiter gesenkt werden. Um eine adäquate Kühlung der Halle und des Schnees zu ermöglichen sind zwei Komponenten nötig. So wird zum einen der Boden der Skihallen von Kühlschleifen konstant bei Temperaturen unter Null gehalten und zum anderen die Lufttemperatur permanent von Klimaanlagen auf Minusgrade herunter gekühlt. Zudem ist eine gute Isolation der Halle sehr wichtig, um die Temperaturen bei jeder Jahreszeit konstant und den Energieverbrauch so gering wie möglich zu halten.
Je nach Pistenfläche der Skihalle liegen hier mehrere tausend Kubikmeter Schnee. Die Schneehöhe liegt in der Regel bei etwa 30 bis 60 cm. Moderne Kunstschneeanlagen produzieren feinsten Pulverschnee, der sich von echtem kaum unterscheidet. Er ist lediglich ein paar Grad kälter, um ihn haltbarer zu machen. Der Kunstschnee wird entweder direkt über Schneekanonen, die reines Wasser unter hohem Druck und mit eiskalter Luft zu Schnee umwandeln, auf der Piste verteilt oder er wird abseits der Piste produziert und mittels der Pistenbullys aufgetragen.
Auch was die sonstige technische Ausstattung von Skihallen angeht, stehen sie großen Skigebieten in nichts nach. Die Pisten werden von professionellen Teams und Pistenbullys regelmäßig präpariert und gepflegt. In allen Hallen ist mindestens ein Lift vertreten. Hier reicht die Ausstattung von Rollbändern über Schlepplifte bis hin zu Sesselliften.
Umweltschützer kritisieren den hohen Energieverbrauch von Skihallen. In der Tat verursacht die Unterhaltung einer Skihalle mehrere hunderttausend Euro Energiekosten im Jahr. Allerdings engagieren sich viele Skihallen aktiv, um Stromverbrauch und Emissionswerte so gering wie möglich zu halten. Ein schönes Beispiel ist hier der Snow Dome Bispingen, der seit 2011 klimaneutral betrieben wird. Maßnahmen dazu waren unter anderen die Umstellung auf CO2-neutralen Strom aus regenerativen Quellen sowie eine ausgesprochen gute Isolation der Halle. Diese würde bei Abschaltung der Kälteanlagen etwa fünf Tage ihre Temperatur halten.