Achtung, dies hier ist ein Langzeit-Wetterausblick auf den Winter 2022/23 aus dem Spätsommer/Herbst 2022.
Die erste Aussicht auf den Winter 2023/24 findet ihr hier!
Zahlreiche Meteorologen, selbsternannte „Experten“ und Wettermodelle wagen schon im Spätsommer oder früh im Herbst einen Ausblick auf den Winter 2022/2023. Wird es viel schneien? Bleiben die Pisten in den Weihnachtsferien wieder mal grün oder können wir uns auf einen frühen Wintereinbruch freuen? Die Schneehoehen-Redaktion hat sich schlau gemacht und stellt euch hier einige langfristige Wettervorhersagen vor. Aber Achtung: Alle Angaben sind wie immer ohne Gewähr! 😉
Der Winter 2021/22 startete im Alpenraum noch recht normal mit einer durchschnittlichen Temperaturentwicklung und recht ergiebigen ersten Schneefällen im Oktober und November in den hohen Lagen. Der Dezember war dann schon deutlich zu mild mit langen Niederschlagspausen am Hauptkamm. So fiel zum Beispiel in Tirol, Kärnten und der Steiermark zwischen dem 10. und 28. Dezember 2021 nahezu kein Niederschlag. Erst zum Ende des Jahres gab es einen ordentlich Schneesturm.
Insgesamt blieb der Winter im Januar, Februar und März dann aber deutlich zu mild und vor allem sehr schwach in Bezug auf die Niederschlagsmengen. Vor allem der Februar war äußerst warm mit einem Temperaturabweichung von +3,3 Grad in Österreich. Die Schneedecken blieben auch in den Gipfellagen der Alpen gering. Auf der Alpensüdseite wurde lokal der zweitmildeste, der sonnigste und der zweittrockenste Winter seit Messbeginn verzeichnet! (Siehe Kimabulletin Winter 21/22 von Meteoschweiz) Und so war es auch nicht verwunderlich, dass der Sommer 2022 mit einer Rekord-Gletscherschmelze in die Geschichtsbücher eingehen wird, die Sommerskigebiete fast alle schließen mussten und die Flüsse in Norditalien so wenig Wasser führen wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Wird der kommende Winter wieder so trocken und mild werden?
Kai Zorn zählt zu den bekanntesten Gesichtern in der Meteorologie-Branche Deutschlands. Lange Zeit war er beim Online-Primus wetter.com aktiv, mittlerweile betreibt Zorn seinen eigenen, sehr erfolgreichen YouTube-Channel und wagte hier schon im August erste Ausblicke auf den Winter 2022/2023. Gewohnt unterhaltsam präsentiert, aber auch von vielen Daten und Modellen hinterlegt: Zorn lebt das Wetter wie kein Zweiter. Das Anschauen der Videos lohnt sich – vor allem für Wetter-Nerds. Übrigens bezieht sich Zorn in diesem Video wie auch die meisten anderen Experten auf die Langzeitmodelle NOAA und ECMWF:
Aktuelles Video vom 16. Oktober 2022:
Dominik Jung vom Wetterkanal wetter.net zählt wohl zu den bekanntesten Meteorologen Deutschlands. Er ist nicht nur auf seiner Website und seinem Youtube-Kanal sehr präsent, sondern auch in großen Online-Ausgaben von Tageszeitungen. In einem aktuellen Video (beinahe schon traditionell mit einer Clickbaiting-Überschrift versehen) aus dem August 2022 wirft Jung einen Blick auf verschiedene Wettermodelle und wagt eine Klimaprojektion für den Winter 2022/23.
In einem neueren Video vom 11. Oktober nimmt Jung dann Bezug auf die Modelle NOAA und ECMWF:
Hier sieht man die Karten des CFS-Vorhersagemodells. Stand Mitte August werden die Monate November und Dezember im Alpenraum mit deutlichen Temperaturabweichungen nach oben berechnet, also 1-2 Grad wärmer als das langjährige Mittel. In Bezug auf die Niederschlagsmengen sind die Abweichungen klein, es wird also mit durchschnittlichen Mengen gerechnet:
CFS Modell 2m-Temperatur Europa: https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/CFSv2/htmls/euT2me3Mon.html
CFS Modell Niederschlagsmengen Europa: https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/CFSv2/htmls/euPrece3Mon.html
Der Deutsche Wetterdienst bildet in seiner Jahreszeitenvorhersage jeweils die Abweichungen des Niederschlags und der Temperatur vom Mittel der Jahre 1990-2019 ab. Im GCFS-Modell ist demnach zu sehen, dass der Niederschlag in Deutschland sich in den Monaten Oktober bis Dezember 2022 etwa im langjährigen Durchschnitt bewegen bzw. minimal geringer ausfallen soll. Die Temperatur (Bild rechts) soll im Durchschnitt zwischen 0,5 bis 1 Grad zu warm sein, mit etwas größeren Abweichungen in Ostösterreich und den Südostalpen.
Sepp Haslinger, ehemaliger Hüttenwirt aus Benediktbeuern und seit vielen Jahren vielgefragter Wetterprophet, hat auch in diesem Jahr wieder an Mariä Himmelfahrt seine Königskerze befragt. Diese soll nämlich, je nach Blütenstand, die Schneemenge im Winter vorhersagen können. Die schlechte Nachricht: In diesem Jahr trug die Königskerze zum Stichtag nur wenige Blüten im unteren Bereich, was laut Haslinger ganz klar bedeutet, dass vor der Wintersonnenwende am 21. Dezember kein Schnee zu erwarten ist. Insgesamt gebe es wenig bis kaum Schnee und keine weißen Weihnachten. Im vergangenen Winter hatte Haslinger übrigens einen mageren Winter prophezeit, womit er nicht falsch lag. Allerdings hatte er auch Schnee erst im Februar vorhergesagt, im Frühwinter 2021/22 fiel aber in den bayerischen Alpen doch einiges an Schnee, bevor der Gesamtwinter recht trocken wurde.
Im 17. Jahrhundert entwickelte Abt Mauritius Knauer einen Kalender zur Wetterbestimmung, den Hundertjährigen Kalender. Knauer ging davon aus, dass das Wetter vor allem von Mond, Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus und Merkur beeinflusst werde. Aktuell befinden wir uns in einem Jupiterjahr, das vom 22. März 2022 bis 21. März 2023 geht. Laut Kalender wird der kommende Winter folgendermaßen: "Zu Beginn des Winters fällt viel Schnee und große Kälte bricht herein. Am Ende wird es aber mild und es fällt auch kein Schnee mehr. Jedoch gibt es am Ende des Winters sehr viel Wind." Aha, danke für die präzise Vorhersage, lieber Kalender. ;)
Aus meteorologischer Sicht ist der Hundertjährige Kalender natürlich absoluter Humbug, das sei hier nochmal klargestellt. Wer sich dennoch dafür interessiert: www.100-jaehriger-kalender.com
Natürlich hat auch die Redaktion von Schneehoehen eine fundierte Meinung zum Wetter im kommenden Winter. Und die lautet: Wie das Winterwetter 2022/2023 wird, kann man nicht vorhersagen. Es ist schlicht unmöglich, passgenaue Vorhersagen für Deutschland oder gar den gesamten Alpenraum zu treffen. So kann es zum Beispiel in den französischen Alpen ein Jahrhundertwinter geben, in den bayerischen Alpen aber gleichzeitig trocken und mild sein. Ob der Winter 2022/2023 viele Südweststaulagen bringt oder das Wetter oft aus nördlicher Richtung kommt wie im Januar 2019, als in Teilen Bayerns und Tirols 3-5 Meter Neuschnee gemessen wurden, das ist schlichtweg nicht vorherzusagen.
Grundsätzlich kann man hoffen, dass die Modelle, vor allem in Bezug auf die Niederschläge, nicht Recht behalten. Ein so schneearmer Winter wie 2021/2022 ist für Skifahrer, die auch ab und zu mal einen Schwung neben der Piste fahren möchten, kein großer Spaß. Und auch für Gletscher nicht, denen eine schützende Schneeschicht über den Sommer helfen kann. Wir drücken auf jeden Fall Frau Holle alle Daumen!
In diesem Sinne, einen schönen Herbst und nicht vergessen:
Pray for snow!