Lawinen sind eine der Hauptursachen für Todesfälle beim Wintersport. Besonders im freien Gelände stellen sie eine große Gefahr dar. Deshalb ist das passende Equipment und die nötige Erfahrung Voraussetzung für die Durchführung einer Tour außerhalb des gesicherten Skiraums.
Wird man von einer Lawine erfasst, spielt der Zeitfaktor bei der Lebensrettung eine große Rolle. Viele Lawinenopfer erleiden schwere Verletzungen durch Stürze. Unter den Schneemassen begraben, drohen Erstickung und Unterkühlung. Eine schnelle Rettung ist lebenswichtig.
Erstickung droht zum einen durch die Schneemassen, die die Atemwege verstopfen können. Zum anderen kann sich aufgrund der kalten Temperaturen eine Eismaske vor dem Gesicht bilden und die Atmung blockieren.
Sollte der Verschüttete noch einem Atemfreiraum besitzen, so fällt der Sauerstoffanteil durch die Atmung schnell ab und eine CO2-Vergiftung droht. Innerhalb weniger Minuten führt der mangelnde Sauerstoffgehalt zur Schädigung des Gehirns bis hin zum Gehirntod. Ersticken gilt als häufigste Todesursache bei Lawinenopfern, rund 46 Prozent sterben daran. Eine schnelle Rettung innerhalb weniger Minuten ist daher unabdingbar. Nach 15 Minuten sinkt die Überlebensrate drastisch.
Eine weitere Todesursache von Lawinenopfern sind erhebliche Verletzungen, die beim Sturz während des Lawinenabgangs entstehen. Häufigste Sterbeursache ist eine Verletzung an der Halswirbelsäule.
Die niedrigen Temperaturen innerhalb der Schneemasse bewirken eine rasche Unterkühlung des Verschütteten. Nach 35 Minuten besteht für den Verschütteten erhöhte Lebensgefahr durch Unterkühlung.
Folgende Regeln sollte man befolgen:
Richtiges Verhalten bei einem Lawinenunfall ist lebenswichtig. In der prekären Situation eines Lawinenabgangs sollte man als erste Maßnahme versuchen, aus der Lawine seitlich herauszufahren. Gelingt dies nicht, ist es wichtig, sich von unnötigem Ballast wie Skiern und Stöcken zu befreien, um sein Gewicht zu reduzieren. Jede zusätzliche Belastung begünstigt ein Herunterziehen unter die Schneemassen. Viele Tourengänger besitzen mittlerweile einen Lawinenrucksack, der die Überlebensrate erheblich erhöht. In diesem Fall sollte der Lawinenairbag durch ein Drücken oder Ziehen an einem Punkt ausgelöst werden. Durch den Airbag bleibt ein Großteil der Verschütteten an der Schneeoberfläche und kann sich selbst befreien oder innerhalb kurzer Zeit durch den Partner gefunden werden.
Wird man von den Schneemassen verschüttet, sollte man versuchen, sich eine Atemhöhle zu schaffen und die Arme vor das Gesicht halten. Unter den Schneemassen begraben, ist eine erste Orientierung hilfreich.
Wo ist oben und wo ist unten? Sollte der Verschüttete noch einen Hohlraum zur Verfügung haben, so kann ein Spucken in den Schnee helfen. Dort, wo der Speichel hinunterläuft, ist unten und der Betroffene kann sich, falls dies möglich ist, selbst befreien.
Das Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) ist das wichtigste Gerät beim Off-Piste-Fahren. Moderne LVS besitzen zwei Funktionen: Senden und Suchen. Beim Tourenstart stellt jeder Skifahrer sein LVS auf Senden, sodass er Tourenteilnehmer jederzeit gefunden werden kann. Es ist wichtig, dass sich das Gerät direkt am Körper befindet und nicht im Rucksack. Schließlich kann dieser im Sturzfall oder bei einem Lawinenabgang verloren gehen. Falls ein Mitglied der Gruppe nicht verschüttet wird, kann dieser die Funktion seines LVS auf Suchen umstellen und empfängt somit die Signale der anderen Geräte. Dadurch kann dieser die anderen Partner schnell lokalisieren. Dabei muss man darauf achten, dass der Helfer nicht von einer weiteren Lawine erfasst wird, da sein Gerät dann auf Suchen eingestellt ist und er schlecht gefunden werden kann.
Ist man selbst nicht von der Lawine erfasst, sollte man schnellstmöglich mit der Bergung der Verunglückten beginnen. Schnelles Handeln ist jetzt lebenswichtig. Man sollte beim Abgang der Lawine möglichst genau beobachten, wo die Betroffenen von der Lawine erfasst wurden und wo sie verschwunden sind und Verschwinde- und Liegepunkt mit Gegenständen wie zum Beispiel Skistöcken markieren.
Wichtig ist, auf die eigene Sicherheit zu achten, da eine Nachlawine abgehen könnte. Beim Suche nach den Verschütteten sollte man auf visuelle und akustische Signale achten und gleichzeitig den Rettungsdienst alarmieren und über die notwendigen Informationen wie Unfallgebiet, Geschehen, Anzahl der Vermissten und Wetterbedingungen informieren. Der Rettungsdienst benötigt in der Regel rund 35 bis 40 Minuten um am Unfallort einzutreffen. Die Suche nach den Opfern sollte jedoch schnell beginnen, da nach 15 Minuten die Überlebenschancen der Verschütteten sinkt. Nach etwa einer Stunde liegt die Überlebenschance nur noch bei unter 20 %. Im Normalfall besitzt jeder Wintersportler, der abseits der Pisten unterwegs ist, ein Sondierungsgerät und eine Lawinenschaufel. Durch ein Sondierungsgerät kann durch gezieltes Durchstechen der Schneedecke nach Verschütteten gesucht werden. Falls dieser durch das LVS lokalisiert wurde, kann das Opfer mit der Lawinenschaufel ausgegraben werden. Wie wichtig die Kameradenrettung ist, zeigt folgende Statistik: Bei der Kameradenrettung überleben immerhin 60%, bei der professionellen Rettung durch ein Einsatzteam nur 40%.
Welche professionellen Schutzmaßnahmen Skigebiete ergreifen, um ihre Besucher vor abgehenden Lawinen zu schützen, haben wir uns beim Pistenteam in Arosa Lenzerheide genau angeschaut: Hinter den Kulissen im Skigebiet.