Der Klimawandel beeinflusst die Schneesicherheit vor allem in den niedriger gelegenen Skigebieten. Durch den Einsatz von Schneeerzeugern kann mit großem Energieaufwand die Wintersaison in vielen Skigebieten gesichert werden. Durch die zunehmende Klimaerwärmung steigen die Kosten für die Produktion technischen Schnees immer weiter, daher suchen viele Wintersportregionen nach Alternativen. Eine davon ist das Snowfarming - allerdings wird diese Methode erst von wenigen Skigebieten tatsächlich umgesetzt.
Snowfarming bedeutet, dass alter Schnee aus der Wintersaison über das Sommerhalbjahr hinweg gelagert wird, um diesen dann in der nächsten Skisaison als Ergänzung zur Grundbeschneiung zu verwenden. Der alte Schnee wird dabei in Schneedepots zu einem großen Schneehaufen komprimiert und mit Isolierungen abgedeckt, um den konservierten Schneehaufen so gut wie möglich zu schützen.
Bei richtiger Umsetzung und gutem Standort können so bis zu 80 % des Schnees den Sommer überdauern. Die Isolierungen werden im Spätherbst aufgehoben und der Schnee wird von den Pistengeräten gleichmäßig auf den Abfahrten verteilt. Somit können die Bergbahnen die Pisten innerhalb weniger Tagen ohne weitere Produktion technischen Schnees präparieren und öffnen.
In den letzten Jahrzehnten hat vor allem das Institut für Schnee und Lawinenforschung (SLF) in Davos intensiv an der Weiterentwicklung der Methode gearbeitet.
Snowfarming ist eine mögliche Methode, um den Skibetrieb und die dafür benötigte Schneehöhe langfristig zu sichern. Die Skisaison sollte mindestens 100 Tage dauern, damit es für ein Skigebiet wirtschaftlich rentabel ist. Vor allem während der Weihnachtsferien sollten gute Schneebedingungen vorliegen und nahezu alle Pisten geöffnet sein. Für die Öffnung der Pisten muss die Schneedecke mindestens 40 cm hoch sein.
In der Schweiz wurden ausführliche Temperaturmessreihen im Spätherbst und Winter durchgeführt, da vor allem der Spätherbst essentiell für die Produktion des technischen Schnees ist.
Im letzten Jahrhundert hat sich die Temperatur im Herbst durchschnittlich alle zehn Jahre um 0,25°C erhöht, im Winter sogar um 0,3 °C. Lokal kann dieser Mittelwert natürlich stark abweichen. Durch diese Temperaturerhöhung könnte die Schneehöhe in mittleren Lagen (zwischen 1.000 bis 1.700 Metern) bis zum Jahr 2050 um 40 % abnehmen. Dies ist für viele Wintersportregionen kritisch: In Tirol liegen beispielsweise ca. 55 % aller Skigebiete mit einem Großteil ihrer Pisten unterhalb von 1.600 Metern.
Die Meteorologen gehen davon aus, dass es in der Vorsaison weiterhin kurze Kältephasen geben wird - daher muss die Infrastruktur der Schneeerzeuger weiter ausgebaut und effektiver werden, um eine Grundbeschneiung in den Skigebieten innerhalb weniger Tage durchführen zu können.
So ist das Ziel von TechnoAlpin, dem Marktführer für technische Schneeerzeugung, eine erfolgreiche Beschneiung innerhalb von 72 Stunden zu gewährleisten. Einige der großen Skigebiete wie die SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental oder der Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn wollen dieses Ziel bereits in den nächsten Jahren erreichen.
Allerdings ist es möglich, dass bis zum Jahr 2050 der Bedarf an technischem Schnee um 50 % zunehmen könnte und so auch die Kosten für eine technische Beschneiung erheblich steigen werden, was vor allem für kleinere Skigebiete wirtschaftlich schwierig werden kann. Daher suchen die Skigebietsbetreiber nach kostengünstigeren und wetterunabhängigeren Varianten wie Snowfarming.
In einigen Gletscherskigebieten wird der Schnee bereits konserviert und wichtige Schnee- und Gletscherfelder mit Hilfe heller Abdeckungen geschützt.
Durch diese hellen Flächen erhöht sich der Albedowert, wodurch die Reflexion der Sonneneinstrahlung erheblich zunimmt. Besonders Pulverschnee hat einen hohen Albedowert von 0,95, es wird also 95 % der eingestrahlten Sonnenenergie direkt reflektiert.
Das heißt die hellen Flächen werfen die Sonneneinstrahlung zurück und verhindern dadurch, dass die eingestrahlte Energie den Schnee zum Schmelzen bringt. Dunkle oder schwarze Flächen hingegen absorbieren nahezu die gesamte Energie und erhöhen den Schmelzeffekt um ein Vielfaches. Durch die Verwendung von beispielsweise hellem Vlies als Abdeckung von Gletscherfeldern kann man die Schneeschmelze um ca. 60 % reduzieren.
Neben Gletscherskigebieten setzen viele skandinavische Langlaufregionen auf die Snowfarmingtechnik. Aber auch im deutschsprachigen Alpenraum verfolgen viele Skigebietsbetreiber die Entwicklung aufmerksam.
Sieht man sich die aktuellen Snowfarming-Projekte im Alpenraum an, fällt auf, dass neben den hochgelegenen Gletscherdestinationen viele niedrig gelegene Orte diese Methode verwenden. Hierzu gehören unter anderem Seefeld in Tirol, Ramsau und Saalbach-Hinterglemm, die nur knapp oberhalb von 1.000 Metern liegen.
Das wohl bekannteste Projekt ist die Resterhöhe: Bereits seit der Wintersaison 2014/15 gehört Kitzbühel als Nichtgletscherskigebiet zu den ersten, die die Skisaison eröffnen. So wurde 2018/19 eine Piste bereits am 13.10. freigegeben - trotz spätsommerlicher Temperaturen von knapp 20 °C.
Auch das Schweizer Skigebiet Adelboden garantiert seit der Wintersaison 2018/19 ab Mitte Oktober die Öffnung einer Piste für das örtliche Skitrainingszentrum, die freitags und samstags auch für Amateure geöffnet ist.
Der größte Vorteil des Snowfarmings ist die weitgehende Wetterunabhängigkeit beim Verteilen des Schnees: Der Schnee kann selbst bei zweistelligen Plusgraden verteilt und präpariert werden, wie beispielsweise in Kitzbühel. Zwar ist die Schneequalität hierbei nicht ideal, aber für den Skibetrieb ausreichend.
Für Wettkampfteams und Skilangläufer sind die Schneedepots ebenfalls sehr wichtig. Diverse Spitzensportler warten jedes Jahr auf die frühzeitige Eröffnung der Loipen. Livigno startet bereits Ende August mit der Langlaufsaison. Der Ort liegt zwar auf 1.800 Metern, aber trotzdem herrschen zu dieser Jahreszeit oftmals 20 bis 25 °C. Die Tiefsttemperaturen fallen ebenfalls kaum unter den Gefrierpunkt, sodass eine Öffnung der Loipen nur mit der technischen Schneeerzeugung nicht möglich wäre. Die Destination Davos öffnet Anfang Oktober eine 4 km lange Snowfarming-Loipe. Gleiches gilt für die Langlauforte Ruhpolding und Oberhof, wobei diese erst Mitte November die Saison beginnen.
Die wichtigsten Faktoren für erfolgreiches Snowfarming sind die richtige Isolierung und ein guter Standort des Schneedepots. Deshalb sollte jedem Projekt immer eine wissenschaftliche Untersuchung vorangehen, um die Effizienz zu maximieren.
Bei der Isolierung muss man darauf achten, dass die Abdeckung das Schneedepot vollständig umschließt. Das Material muss möglichst dick sein, eine helle Farbe haben und nicht leicht verschmutzen, da sich im Laufe der Zeit oftmals Feinstaub darauf ablagert. Wenn das Material dunkler wird, verringert sich der Albedowert und die Schmelzrate erhöht sich.
Viele Experten halten daher eine Kombination aus Sägespänen und Vlies für den idealen Isolierungsstoff. Hier ist zum einen der Albedo möglichst hoch und zum anderen der Schnee geschützt vor Regen und Wind. Bei jedem Schneedepot sind die lokalen Klimabedingungen von großer Bedeutung.
Der technische Schnee wird oftmals direkt am geplanten Schneedepot während der kalten Nächte im Januar und Februar hergestellt. So arbeiten zum einen die Schneeerzeuger durch die sehr gute Umweltbedingungen am effizientesten, zum anderen spart man den Kraftstoff der Pistenfahrzeuge, der sonst zum Zusammenschieben des Altschnees auf der Piste benötigt wird. Technischer Schnee ist zudem resistenter und schmilzt langsamer. Bei der richtigen Umsetzung überdauern bis zu 80 % des Schnees den Sommer.